06.04.2016 19:37:40

US-Händler verklagt VW im Abgas-Skandal

In dem Skandal um manipulierte Abgaswerte steht Volkswagen der erste Rechtsstreit mit einem Händler aus dem eigenen US-Vertragsnetz ins Haus. Der Besitzer dreier Autohäuser reichte am Mittwoch bei einem Gericht im US-Bundesstaat Illinois Klage wegen Betrugs gegen den deutschen Hersteller ein, wie die zuständige Anwaltskanzlei Hagens Berman mitteilte.

Der Vertriebspartner fühle sich durch den Abgas-Schwindel systematisch getäuscht. Mit dem Schritt will die Kanzlei die Weichen für eine Sammelklage stellen, der sich weitere Händler anschließen könnten. Eine Volkswagen-Sprecherin wollte sich zunächst nicht äußern. Der Verband der US-Vertragshändler war nicht auf Anhieb für eine Stellungnahme zu erreichen.

Mit der Installation von illegalen Betrugs-Programmen zur Abgas-Manipulation habe Volkswagen Vertragshändler gezielt betrogen und in illegale Praktiken verwickelt, heißt es in der Klage. "VW (Volkswagen vz) hat Informationen über das "Dieselgate"-Fiasko zurückgehalten und die Händler sich selbst überlassen, als der Skandal ausbrach", teilte Anwalt Steve Berman mit.

VW hat nach eigenen Angaben etwa 650 Händler in den USA. Sollte sich der Vertrieb auf breiterer Front gegen den Konzern wenden, wäre das für die ohnehin schwierige Zukunft in den USA hochbrisant. Die Händler sind der Schlüssel zur Kundschaft. Wie viele Verkäufer die Klage unterstützen, ist derzeit aber noch schwer einzuschätzen.

Doch der Frust im Vertragsnetz stieg zuletzt. Auch eine andere Kanzlei hat laut dem Fachblatt "Automotive News" eine vorbereitete Klage in der Schublade. Anfangs hatten sich die Autohäuser noch loyal gegenüber VW gezeigt. Doch der Unmut nahm im März mit dem Rücktritt des beim Vertrieb hochgeschätzten US-Chefs Michael Horn zu. Inzwischen fordern Händler immer offener Entschädigungen.

VW-Markenchef Herbert Diess hatte am vergangenen Samstag bei einem Treffen in Las Vegas versucht, die Händler milde zu stimmen. Wie die künftige Strategie des Konzerns auf dem US-Markt konkret aussehen wird, blieb jedoch weitgehend offen. Die Autoverkäufer leiden erheblich unter dem Diesel-Skandal. Die Affäre hat das Vertrauen in VW erschüttert und die Verkaufszahlen stark sinken lassen.

Die Vertragshändler hätten zusammen "Hunderte Millionen Dollar" in die Marke VW investiert, heißt es in der Klageschrift. "Doch nun ist der Markenwert verfallen, die Diesel-Verkäufe wurden komplett gestoppt und der Absatz von VW-Wagen ist abgestürzt."

Der Konzern habe monatelang über verschiedene Krisenpläne gesprochen, aber letztlich nichts unternommen, kritisiert Ed Napleton, der klagende Vertragshändler, dessen Familie nach eigenen Angaben insgesamt mehr als 50 Autohäuser in fünf US-Bundesstaaten betreibt. Das sei sehr entmutigend gewesen und habe ihn zu der Klage bewegt.

dpa-AFX

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